Liked. Lacked. Learned.

Über Emojis, Tellerwäscher, Migration und Kekse

👋 Herzlich willkommen zum Newsletter der Kommunikationsagentur hypr. Hier zeigen wir dir, was uns im Laufe der Woche gefallen, was uns gefehlt hat und was wir gelernt haben. Liked, Lacked, Learned eben.

Weiß, wie welches Emoji wirkt: Jay van Bavel (Bild: NYU)

😡 Was löst dieses Emoji in dir aus? Die Wahrscheinlichkeit, dass es dich in irgendeiner Weise erfasst, berührt und dazu animiert, die dahinterliegende Nachricht weiterzuleiten, ist deutlich höher als bei diesem Emoji: 😃. Zumindest wenn dir eins der Emojis auf Social Media begegnet. Das hat Jay van Bavel, Professor für Psychologie an der NYU, herausgefunden.

Wieso ist das so? 

Zum einen sind da die Algorithmen. Die Plattformen, also Meta, TikTok und LinkedIn, haben ein Interesse daran, dass wir möglichst viel Zeit auf Social Media verbringen. Das gelingt eher mit Inhalten, die etwas Extremes zeigen.

Geh einfach mit gutem Beispiel voran und poste etwas Hoffnungsvolles.

Die andere Seite der Medaille ist das menschliche Streben nach Anerkennung. Wir sehen, dass 😡-Content besser „funktioniert” als 😃-Content, also schalten wir den Rage-Modus an. Und so entsteht eine Spirale, die sich immer weiter verstärkt. Dinge, die wir heute auf Social Media als extrem empfinden, sind so irgendwann ganz normal.

Ist somit alles verloren? van Bavel sagt: Nein. In seinem Buch „The Power of Us“ betont er vor allem die Bedeutung einer Gruppen-Identität und von positiven Echokammern. So könne man das Negative ins Positive umkehren. Wie? Geh einfach mit gutem Beispiel voran und poste etwas Hoffnungsvolles. Zeig den Menschen, die dich kennen und die dir vertrauen, dass Social Media auch und vor allem Platz für ❤️ hat. Denn, auch das betont van Bavel, das ❤️-Emoji löst fast ebenso viel Interaktion aus wie das 😡-Emoji.

Sachar ist – trotz allem – bisweilen Optimist.

Liked. 🫶

Vom Tellerwäscher zum Tellerwäscher ermöglicht einen neuen Blick auf Klasse in allen Dimensionen des Lebens, von Ernährung über die Arbeitswelt hin zum Dating.  (Bild: hanserblau)

Du kannst alles werden, wenn du nur hart genug arbeitest. Oder? Warum das nicht stimmt, erklärt Ciani-Sophia Höder in ihrem Buch. Und warum wir auch in der Arbeitswelt ein größeres Klassenbewusstsein brauchen, zeigt dieses Beispiel: Als Expertin wird die Autorin von Unternehmen gefragt, warum die Bewerbungen trotz sensibel formulierter Stellenanzeigen so wenig divers sind. Die Antwort: Die Sprache ist zwar inklusiv, aber die Voraussetzungen sind immer noch klassistisch. Studienabschlüsse, Auslandsaufenthalte, ehrenamtliches Engagement und Berufserfahrung durch unbezahlte Praktika: Das kann sich nur ein sehr privilegierter Teil unserer Gesellschaft leisten.

Verena freut sich über mehr Klassenbewusstsein und die Erkenntnis, welchen Einfluss das auf unser Zusammenleben hat.

Lacked.

Die Gründe für Migration sind extrem vielfältig – werden in der öffentlichen Debatte aber allzu oft in einen Topf geschmissen. (Bild: stevepb, Pixabay)

Im Sudan sind mehr als 10.000.000 Menschen auf der Flucht – und Migrationsforscher:innen prognostizieren, dass in Zukunft immer mehr Menschen vor Krieg und Klimakatastrophen fliehen werden. Welche Antworten findet die (deutsche) Politik darauf im globalen Schulterschluss? Aktuell: Keine. Ja, Politiker:innen müssen zuerst akute Probleme benennen und lösen. Aber nicht, indem sie Positionen oder Rhetorik einer (teils) rechtsextremen Partei 1:1 übernehmen – und damit auch ganz andere Türen zuschlagen: Derzeit denkt fast jeder vierte Mensch mit Migrationsgeschichte darüber nach, Deutschland wegen der AfD und ihrer Rhetorik zu verlassen.

Mark ist erschöpft von der aktuellen Debatte um Migration – und wünscht sich endlich mehr Sachlichkeit und Weitblick.

Learned. 💡

Der gemeine Korrumpierungskeks, gesichtet im Rudel in freier Wildbahn. (Bild: Pixabay)

Du hast bis zum Learned gelesen – als Belohnung gibt’s ‘nen Keks! Was würde es mit dir machen, wenn du ihn tatsächlich bekämst? Und zwar bei jedem unserer zukünftigen Newsletter? Es könnte sich der Korrumpierungseffekt einstellen. Bei dem würde deine intrinsische Motivation (du liest die Texte aus Interesse) durch die extrinsische (Keks!) überlagert werden. Die mögliche Folge: Du liest nicht mehr Intro, Liked und Lacked, sondern scrollst nur noch zum Learned – für den Keks. Von malenden Kindern bis zur Performance im Job wurde dieser Effekt diskutiert und auch nach Möglichkeiten gesucht, zu belohnen ohne zu korrumpieren. Hilfreich scheint es zu sein, wenn die Belohnung nicht im Vorfeld erwartbar und leistungsbezogen ist. Also: Diesmal kein Keks, vielleicht beim nächsten Mal.

Alexander belohnt sich gerne mal mit einem Keks, vor allem mit weichem Kern, frisch aus dem Ofen.  

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