Liked. Lacked. Learned.

Über LinkedIn-Posts mit Nebenwirkungen, radikales Agenda-Setting, Schattenseiten und Mut zur Korrektur.

👋 Herzlich willkommen zum Newsletter der Kommunikationsagentur hypr. Hier zeigen wir dir, was uns im Laufe der Woche gefallen, was uns gefehlt hat und was wir gelernt haben. Liked, Lacked, Learned eben.

Liked. 🫶

LinkedIn-Kommunikation wirkt! (Bild: Abid Shah, Unsplash)

Seit Kurzem sieht man mich öfter bei LinkedIn, denn ich teile dort jetzt wieder etwas regelmäßiger, was mich beschäftigt. Positiv überrascht bin ich nun darüber, was für einen großen Effekt schon so ein kleines Mehr an Sichtbarkeit hat. Denn immer mehr Ex-Kolleg:innen, (potenzielle) Auftraggebende, Bekannte und Freunde reagieren auf die Beiträge, melden sich außerdem per DM oder auf anderen Kanälen: „Hab’ doch neulich von dir gelesen, lass’ uns mal wieder sprechen!“ Jetzt sollte mich dieser Effekt als PR-Profi, der anderen genau aus diesem Grund zu mehr Aktivität bei LinkedIn rät, nicht wundern. Ich hätte es genau so erwarten müssen. Habe ich aber nicht. Umso mehr gefällt es mir. Und vielleicht dient es Dir ja als Beispiel, Dich mal wieder bei Deinen Follower:innen zu melden?

Tobias Körner

Tobias schwört, niemals „humbled and honored“ bei LinkedIn zu sein.

Lacked.

“German far right setting agenda as opponents amplify its ideas, study finds”, titelte der Guardian am Wochenende. (Foto von cottonbro studio, Pexels)

Ich stelle mit Schrecken fest, dass mich manches nicht mehr erschreckt. Wahlumfragen, in denen die AfD als stärkste Kraft geführt wird? Politische Statements, die mich früher bis ins Mark erschüttert hätten? Alles irgendwie normal geworden. Dazu passt eine Studie im European Journal of Political Research. Sie bestätigt: Wer die Themen der extremen Rechten aufgreift, schwächt sie nicht, sondern verleiht ihnen eine vermeintliche Legitimität. Dieses Agenda-Setting bestimmt immer mehr, worüber wir nachdenken und diskutieren, was wir für normal halten – und wie wir wählen. Ich bin überzeugt: Dagegen sind wir nicht machtlos. Jede:r kann damit anfangen, weniger über das zu sprechen, was wir nicht wollen. Und mehr darüber, was wir wollen – und so eine lebenswerte Zukunft entwerfen.

Mark Appoh

Mark möchte häufiger konstruktiv über Zukunft sprechen.

Learned. 💡

Schattenseiten der eigenen Persönlichkeit werden oft verteufelt, doch dieser Umgang verschlimmert das Problem. (Bild: Rene Böhmer, Unsplash)

Ich bin so aufgewachsen, dass Gefühle wie Wut, Neid oder Egoismus als „schlecht“ galten. Lange habe ich versucht, sie wegzuschieben. Ein Artikel im Harvard Business Manager hat mir vor Augen geführt, dass solche Seiten zu einer Persönlichkeit gehören und dass es klüger ist, sie anzunehmen, statt sie zu bekämpfen. Denn sie verschwinden nicht, sie suchen sich nur andere Wege, sich zu zeigen. Was ich mir früher gewünscht hätte: die Gelassenheit, meine „dunklen Seiten“ als Teil meiner Persönlichkeit zu sehen. Ich kann sie nicht abschaffen, aber ich kann lernen, mit ihnen friedlich umzugehen und sie bisweilen sogar produktiv einsetzen.

Maximilian van Poele

Max schaut jetzt viel versöhnlicher auf seine Schattenseiten.

One More Thing…

Links oder rechts. Die besten Entscheidungen sind die, die man trifft. (Foto: Jens Lelie).

Vor zwei Wochen habe ich an dieser Stelle ein zentrales Learning meiner Arbeit mit Gründer:innen und Unternehmer:innen geteilt. Heute möchte ich nachlegen:

Die meisten Unternehmen, die ich habe scheitern sehen, sind nicht Opfer schlechter Entscheidungen geworden. Vielmehr sind sie früher oder später vom Markt verschwunden oder irrelevant geworden, weil sie gar keine Entscheidungen getroffen haben. 

Aus „Das entscheiden wir im nächsten Meeting” wurden so Fragen beziehungsweise Entscheidungen, für die es irgendwann zu spät war. Weil der Markt das so genannte „Window of Opportunity” geschlossen hatte.

Niemand möchte übereilt oder ohne Bedacht etwas entscheiden, das sich als falsch herausstellen könnte. Das verstehe ich. Total.

Und trotzdem ist es – gerade als Unternehmer:in – wichtig, auch dann Entscheidungen zu treffen, wenn man nicht auf alle Fragen die sichere Antwort kennt. Weil genau das zum Wesen als Unternehmer:in gehört: In eine unbekannte Zukunft zu arbeiten. Und bisweilen etwas zu schaffen, das es noch gar nicht gibt.

Neben dem Mut, Entscheidungen zu treffen, ist es fast ebenso wichtig, den eingeschlagenen Kurs überzeugend zu vermitteln.

Weil genau das zum Wesen als Unternehmer:in gehört: In eine unbekannte Zukunft zu arbeiten. Und bisweilen etwas zu schaffen, das es noch gar nicht gibt.

Denn: Alleine verliert man. Und so logisch es für eine:n auch selbst sein mag, dass die entschiedenen Dinge umgesetzt werden (sollen): Wenn die Kolleg:innen sie nicht verstehen oder nicht an sie glauben, wird es immer jemanden geben, der den Entscheidungen nicht folgt. Das kommt einer nicht getroffenen Entscheidung gleich.

Viele Gründer:innen, mit denen ich arbeiten durfte, haben diesen zweiten Schritt, die Vermittlung, unterschätzt. Für sie hat es ausgereicht, dass sie entschieden haben. Eine Sekunde später waren sie schon beim nächsten Problem, ohne dass sie berücksichtigt haben, dass nur sie Bescheid wissen.

Ich schreibe das aus der Position heraus, trotz all meiner Learnings eben diesen Fehler begangen zu haben. Ich habe Anfang des Jahres eine Entscheidung getroffen, die für uns bei hypr maßgeblich sein soll. Anschließend habe ich die Vermittlung der Entscheidung komplett aus den Augen verloren. Niemand kann mir gedanklich folgen, obwohl ich doch weiß, wie wichtig diese Sache für uns werden soll und wird.

Also habe ich mir den Fehler bewusst gemacht, bin zurück auf Null gegangen, habe meinen Fehler vor allen angemeldet und korrigiere ihn nun in den nächsten Wochen und Monaten. Weil es zum Glück dafür noch nicht zu spät ist. 

Sachar nimmt eine zweite Chance für sich in Anspruch.

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