Liked. Lacked. Learned. Bereit für den Reset?

Über bessere Bibliotheken, alte Führungsmuster, überlastete Redaktionen – und eine völlig neue Art von KI

👋 Herzlich willkommen zum Newsletter der Kommunikationsagentur hypr. Hier zeigen wir dir, was uns im Laufe der Woche gefallen, was uns gefehlt hat und was wir gelernt haben. Liked, Lacked, Learned eben.

Liked. 🫶

Die Oodi-Bibliothek darf bei einer Sightseeing-Tour in Helsinki nicht fehlen. (Foto: Linda Koslowski)

Finnland ist seit acht Jahren das glücklichste Land der Welt. Unter anderem, weil der Staat es schafft, gut für seine Bürger:innen zu sorgen. Ein Beispiel ist die Oodi-Bibliothek in Helsinki. 2019 zur besten Bibliothek der Welt gekürt, ist sie längst mehr als ein Ort für Bücher. Sie ist Wohnzimmer und Bühne für gesellschaftliches Miteinander. Wer möchte, kann dort kostenlos Playstation spielen, ein Musikstudio nutzen, 3D-Druck ausprobieren oder kochen. In ganz Finnland gibt es über 800 solcher Bibliotheken. Auch in Deutschland entwickeln sich Bibliotheken weiter: In Berlin kann man Kunstwerke ausleihen, in Dresden Instrumente und in Halle sogar ein Heimplanetarium. Vielleicht ein guter Anlass, mal wieder in die Bibliothek um die Ecke zu schauen. Wer weiß, vielleicht steckt ja auch bei uns ein bisschen Finnland drin?

Linda Koslowski

Linda arbeitet diese Woche aus Helsinki – unter anderem aus der Oodi-Bibliothek.

Lacked.

Max wünscht sich mehr Reflektion in Unternehmen (Bild: Alesia Kazantceva)

Es gab eine Phase, in der viele Unternehmen ihre Teams zurück ins Büro holten. Auch ich dachte damals, dass physische Präsenz Vorteile wie mehr Innovation bringen könnte. Am Ende zählen für mich aber Fakten – und Adam Grant zeigt: Selbst vier Jahre später gibt es keine belastbaren Daten, dass Rückkehrpflichten der Bottom Line helfen. Im Gegenteil: Glassdoor-Reviews belegen sinkende Zufriedenheit und schlechtere Work-Life-Balance. Was mir fehlt: Unternehmen, die sich von Wissenschaft statt alten Mustern leiten lassen. Das wäre ein Win-Win – für beide Seiten.

Maximilian van Poele

Max ist ein großer Freund von Adam Grant. Einmal mehr hat er zu einem „Think-Again-Moment“ bei ihm geführt.

Learned. 💡

Journalist:innen stehen vor diversen Herausforderungen. Welche sie besonders spüren, zeigt eine aktuelle Umfrage. (Foto: brotiN biswaS/pexels.com)

Zwischen Lügenpresse-Kampagnen und KI-Content sind Journalist:innen diversen Umbrüchen ausgesetzt. Doch was empfinden sie gerade wirklich als herausfordernd im Arbeitsalltag? Eine jüngste News-Aktuell-Umfrage zeigt, was Journalist:innen tatsächlich als größte persönliche Herausforderung im Arbeitsalltag erleben: die „irrelevante PR-Mail-Flut“. Gemeinsam mit „zu wenig Recherchezeit“ (jeweils 56 Prozent) landet die Presseinfo-Schwemme vorne. Beides wird von den Befragten als deutlich herausfordernder wahrgenommen als etwa der Umgang mit Desinformation (32 Prozent). Klar wird also, welche große Verantwortung auch PR für das Gelingen von gutem Journalismus hat – und dass zielgerichtete Pitches die Journalist:innen entlasten können.

Alexander Karl

Alex mag keine Quatsch-E-Mails und schreibt daher Journalist:innen auch möglichst mit sehr konkreten Anliegen.

One More Thing…

LLM vs. World Modell. (Foto: ChatGPT)

Wenn Du – wie ich – in der Kommunikationsbranche tätig bist, beschäftigt Dich aktuell wahrscheinlich auch eine zentrale Frage: Wie wird man bei KI-Modellen wie ChatGPT sichtbar? Denn: Alle Menschen, die ich kenne, auch meine 70-jährige Mutter, verbringen immer mehr Zeit im Dialog mit den KI-Chatbots.

Stell Dir aber vor, dass die Art und Weise, wie KI heute funktioniert, absolut nichts damit zu tun haben könnte, wie KI in einigen Jahren funktionieren wird. Damit meine ich nicht, dass die Modelle immer besser werden. Stell Dir vor, dass die komplette Logik hinter der KI eine ganz andere werden wird.

Das zumindest behauptet Yann LeCun. Er ist einer der profiliertesten Köpfe, wenn es um KI-Forschung geht, arbeitet (noch) für Meta – und wird das Unternehmen eventuell verlassen, weil er sich für eine neue Art der KI ausspricht.

Fast alles, was LeCun vorhergesagt hat, ist Wirklichkeit geworden.

Aktuell sprechen wir immer wieder von LLM (Large Language Modell). Stell Dir einen Papagei vor; er plappert nach, was irgendjemand vor ihm irgendwann gesagt hat. So funktionieren die KI-Modelle der Gegenwart. Nur, was irgendwo als Quelle auftaucht, kann von der LLM erfasst werden.

LeCun hingegen spricht sich für das sogenannte „World Modell” aus. Gemeint ist damit eine Beobachtung der Welt (zum Beispiel über Videos). Eine künstliche Intelligenz könnte so auch eigene, bisher noch nie dagewesene Schlüsse aus der Beobachtung ziehen.

Positiv gedacht: Krankheiten, für die der menschliche Verstand keine Medizin findet, könnten schnell(er) kuriert werden. Negativ gedacht: Die KI könnte auf Basis von Vorhersagen Menschen als Kriminelle „abstempeln” (erinnert sich noch jemand an den Film Minority Report?).

Für LeCun spricht: Fast alles, was er in den vergangenen Dekaden vorhergesagt hat, ist Wirklichkeit geworden.

Und trotzdem möchte ich (weiterhin) in einer Welt leben, in der ich selbst (zumindest für einen kleinen Teil) die Zukunft gestalten kann. Gelingen kann uns das zum Beispiel, indem wir weiterhin LLM-Modelle nutzen – und das World Modell, das es so noch nicht in der Masse gibt, ignorieren.

Sachar Klein

Sachar liebt die Zukunft – auch weil er sie gestalten kann.

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