Liked. Lacked. Learned.

Über Empathie statt Antwort, Protest aus Prinzip, klimapolitische Ausreden – und KI, die uns besser versteht als wir selbst.

👋 Herzlich willkommen zum Newsletter der Kommunikationsagentur hypr. Hier zeigen wir dir, was uns im Laufe der Woche gefallen, was uns gefehlt hat und was wir gelernt haben. Liked, Lacked, Learned eben.

Immer direkt im Lösungsmodus? Caroline Fleck bringt Sachar zum Nachdenken (Foto: Caroline Fleck)

In den vergangenen Wochen hat mich ein Buch in Atem gehalten: „Validation“ von Caroline Fleck. Es ist eines dieser Bücher, das einem nicht unbedingt neue Informationen liefert – aber alte, unausgesprochene Wahrheiten so präzise formuliert, dass sie wie ein Aha-Moment einschlagen.

Was mich besonders gepackt hat, sind zwei Dinge:

Erstens: Ich muss nicht immer sofort in den Problem-Lösungs-Modus schalten, um hilfreich zu sein. Das ist fast schon revolutionär für jemanden wie mich, der sich viel mit Beratung, Wirkung und Kommunikation beschäftigt. Oft sind wir so sehr darauf getrimmt, etwas „reparieren“ zu wollen, dass wir vergessen, was unser Gegenüber eigentlich braucht: gehört und gesehen zu werden.

Zweitens: Ich kann die Befindlichkeit eines Menschen anerkennen – auch wenn ich sie nicht teile. Und allein dieses Anerkennen kann helfen. Es geht nicht um Zustimmung oder darum, wer „recht“ hat. Es geht darum, dem anderen zu signalisieren: Ich sehe dich. Ich nehme dich ernst. Und das ist manchmal der größte Beitrag, den man leisten kann.

Oft sind wir so sehr darauf getrimmt, etwas „reparieren“ zu wollen, dass wir vergessen, was unser Gegenüber eigentlich braucht: gehört und gesehen zu werden.

Diese Einsicht verändert nicht nur, wie ich beruflich kommuniziere. Sie verändert auch, wie ich privat zuhöre – ob bei Partner:innen, Kolleg:innen oder meinem Kind.

Wenn du also das nächste Mal das Gefühl hast, jemandem helfen zu müssen – frag dich kurz, ob es vielleicht reicht, einfach nur da zu sein. Validierend, nicht wertend. Vielleicht ist das sogar die wirksamere Hilfe.

👉 Wer sich erstmal langsam annähern will: Caroline Fleck war zu Gast im Podcast von Adam Grant. Sehr hörenswert – und ein guter Einstieg in die Denkweise hinter Validation.

Sachar löst eigentlich gerne Probleme – jetzt will er häufiger zunächst zuhören

Podcast-Folge #2, Staffel 2 mit Ina Remmers 🎧️

Ein Leben für die Gemeinschaft. Ina Remmers, Mitgründerin von nebenan.de und der Rulemapping Group, erzählt in dieser Lifeline-Episode von ihrem Weg vom Wendekind zur Sozialunternehmerin. Sie spricht über das Gefühl, sich fremd zu fühlen – in Sachsen, Schwaben und Berlin – und wie daraus der Wunsch gewachsen ist, Gemeinschaft und Nähe zu stiften. Ein Gespräch über Zugehörigkeit, Verantwortung und die Vision, Bürokratie als etwas Positives neu zu denken.

Liked. 🫶

Samira Akbarian mit ihrem Buch „Recht brechen“ auf dem Münchner Literaturfest. Was kann ziviler Ungehorsam als Protestform leisten? (eigenes Foto)    

Das Literaturfest München stand dieses Jahr unter dem Motto „Sprachen der Liebe. Wie wollen wir leben?” und mittendrin eine großartige Diskussion mit Samira Akbarian über zivilen Ungehorsam. Ziviler Ungehorsam als Sprache der Liebe – zur Demokratie. Ein schönes Bild. Welche Möglichkeiten haben wir, uns für die gute Sache einzusetzen, wenn Worte nicht wirken und politische Teilhabe ungleich verteilt ist? Samira Akbarian interpretiert zivilen Ungehorsam als Verwirklichung demokratischer Ideale – und liefert eine Anleitung, demokratische Äußerungen von autoritären zu unterscheiden. 

Verena hätte nicht gedacht, dass sie dem Satz „Jura ist geil“ einmal zustimmen würde. 

Lacked.

Trockenheit in Deutschlands Böden – der Dürremonitor zeigt, wo es wie schlimm ist. (Bild: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ))

Am 22. April war Earth Day – eigentlich ein Tag, um die Schönheit und Vielfalt unseres Planeten zu feiern. Doch der aktuelle Dürremonitor zeigt, wie dringend Regen fehlt: Wieder einmal ist es viel zu trocken. Gleichzeitig wächst die Kritik am Koalitionsvertrag, weil die darin formulierten Klimaziele und Maßnahmen von u. a. Umweltschutzverbänden und den Grünen als unzureichend und zu vage bewertet werden. Deutschland verpasst damit die Chance, klare Signale zu setzen. Was uns wirklich fehlt: der politische Wille, Klima endlich ernsthaft anzupacken!

Pia lebt auf der schwedischen Insel Gotland, wo 40 Prozent der Bevölkerung ihr Trinkwasser aus einem Brunnen auf ihrem Grundstück beziehen.

Learned. 💡

KI als Lebenshilfe statt nur als Content-Generator? (Bild: ChatGPT)

KI ersetzt den Menschen nicht, sondern macht ihn besser, heißt es seit Anbeginn des KI-Zeitalters anno 2022 oft. Tatsächlich spiegelt eine in der Harvard Business Review vorgestellte Studie genau dieses Wunschdenken wider, was mir so noch nicht bewusst war: Viele Menschen nutzen Generative KI weniger für das Erstellen von Texten (und nervenden Actionfigur-Versionen ihrer selbst…), sondern suchen darin eher eine Art digitale:n Therapeut:in und Coach für persönliche Lebensfragen. Was sagt das über uns Menschen aus, wenn wir offenbar eine Welt geschaffen haben, in der es eine Technologie braucht, um Orientierung oder Unterstützung im Leben zu finden?

Tobias denkt als studierter Philosoph gern darüber nach, was der Einsatz von KI und ihre Heilsversprechen über uns Menschen aussagen.

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