Liked. Lacked. Learned.

Über besondere Erlebnisse, Deepseek R1, Fake News und ChatGPT im Wahlkampf.

👋 Herzlich willkommen zum Newsletter der Kommunikationsagentur hypr. Hier zeigen wir dir, was uns im Laufe der Woche gefallen, was uns gefehlt hat und was wir gelernt haben. Liked, Lacked, Learned eben.

Wir erinnern uns leichter an Ereignisse, wenn wir sie mit einer Person zusammen erlebt haben. (Bild: Karolina Grabowska auf Pexels)

Vergangene Woche hatte ich Geburtstag. Ich gehöre zu den Menschen, die Festtage gerne zum Anlass nehmen, um etwas mit meinen Freunden und meiner Familie zu unternehmen. Also habe ich gefeiert – mehrfach. An meinem Geburtstag selbst war ich mit einem Freund bei einem Basketballspiel; am Tag darauf habe ich mit meinen Freunden eine Aktivität analog zu „Schlag den Raab” durchgeführt und wir waren im Anschluss essen; am dritten Tag schließlich war ich mit meiner Familie essen.

Ich gehöre auch zu den Menschen, die gerne beschenkt werden. Dieses Jahr habe ich viele wirklich tolle Geschenke bekommen, bei denen ich das Gefühl hatte, dass sich die Menschen mit mir, meiner Persönlichkeit und meinen Bedürfnissen wirklich beschäftigt haben. Worüber ich mich am meisten gefreut habe? Über neue Erlebnisse. Über Tickets für gemeinsame Besuche zu Konzerten und Lesungen. Oder auch über einen Gutschein zum Minigolf im Dunkeln.

Wir können mit einer KI nicht wirklich was erleben.

Dieser Tage wird wieder viel über KI diskutiert. Was sie kann. Was sie können wird. Es gibt da eine Sache, bei der meine Fantasie endlich ist: Wir können mit einer KI nicht wirklich was erleben. Wir können mit ihr keinen Sonnenauf- oder -untergang genießen, wir können mit ihr nicht essen gehen, wir können mit ihr nicht feiern und auch keine Niederschläge teilen. Ja, eine KI ist empathisch und hört zu (und das macht sie schon heute bemerkenswert gut). Doch ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass wir uns an Erlebnisse erinnern, wenn da ein anderer Mensch war, mit dem wir den Moment geteilt haben? Dieser Faktor – auf der Beziehungsebene – unterscheidet uns Menschen maßgeblich von der KI. Ganz gleich, ob sie aus den USA oder auch aus China kommt.

Sachar ist noch immer ein First Mover und möchte jede Innovation gerne als Erster testen, ist aber gleichzeitig zum Technologie-Skeptiker mutiert.

Liked. 🫶

Ob wir Bilder wohl bald von R1 erstellen lassen? (Bild: DALL-E, ChatGPT)

„Ich bin froh, dass nicht nur noch immer mehr Geld zählt, sondern dass es manchmal einfach smarte Lösungen braucht, wie man die Sachen angeht.“ Das hat Christoph Magnussen, CEO und Gründer von Blackboat, in einem LinkedIn-Video zu Deepseek-R1 diese Woche gesagt. Das KI-Modell soll auf clevere Weise unheimlich effizient trainiert worden sein – was jetzt Zweifel an den Giga-Investitionen in Rechenzentren zum Beispiel in den USA weckt. In der deutschen Start-up- und Innovationsbubble, in der ich mich viel bewege, kann manchmal der Eindruck entstehen, dass wir gegen die Tech-Giants aus Silicon Valley und Co. eh keine Chance haben. Daher, lieber Christoph: Ich freue mich auch.

Tim hätte nicht gedacht, dass er zu chinesischer KI einen Liked-Beitrag schreibt.

Lacked.

Jugendlichen fehlt ein kritischer und reflektierter Umgang mit Informationen aus dem Internet. (Bild: Gerd Altmann auf Pixabay)

Die jüngste PISA-Sonderauswertung zeigt eine beunruhigende Realität: Deutsche Jugendliche können sich zwar problemlos im Internet informieren, scheitern aber häufig an der kritischen Bewertung von Informationen. Fake News können nur 47 Prozent der 15-Jährigen zuverlässig erkennen. Informationen werden oft nicht hinterfragt, sondern über soziale Medien weiter verbreitet. Erschreckend ist, dass nur knapp die Hälfte der Schüler:innen denkt, dass ihre Lehrer:innen über die Kompetenzen verfügen, digitale Geräte im Unterricht zu nutzen. Dabei wäre gerade das wichtig, um zu lernen, mit der Informationsflut umzugehen.

Lisa wünscht sich mehr digitale Kompetenz an Schulen.

Learned. 💡

Man muss sich immer wieder vor Augen führen, dass LLMs kein Bewusstsein haben, sondern nur auf Basis von Wahrscheinlichkeiten Text ausgeben. (Bild: Screenshot/Mark Appoh)

„Warum ist der Bundestagswahlkampf so langweilig?“ habe ich kürzlich aus Spaß ChatGPT gefragt. Die KI fand schnell Belege, um mir Recht zu geben. Als ich antwortete, ich fände den Wahlkampf gar nicht langweilig, eine 180-Grad-Wende: Nur noch Argumente, warum in Wahrheit alles ganz spannend sei. Später ließ ich ChatGPT raten, welche Partei ich wählen würde – und bekam eine ziemlich gute Einschätzung, Wahrscheinlichkeiten inklusive; die konnte ich aber auch noch so drehen, wie es mir gefällt. Und noch später fragte ich: „Wie viel von dem, was du schreibst, schreibst du nur, weil ich es hören möchte?“ Die Antwort: siehe Screenshot. Was mir in diesem Experiment neu klar geworden ist: Wie sehr sich unser kollektives Wahrheitsverständnis im KI-Zeitalter neu kalibrieren muss.

Mark fragt sich: Was wird das Pendant zu Fake News im KI-Zeitalter sein?

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