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Über Navajo-Code-Talker, 4-Tage-Wochen, Radwege vs. Brandschutz und den Wert strategischer Kommunikation in Zeiten von KI.

👋 Herzlich willkommen zum Newsletter der Kommunikationsagentur hypr. Hier zeigen wir dir, was uns im Laufe der Woche gefallen, was uns gefehlt hat und was wir gelernt haben. Liked, Lacked, Learned eben.

John Kinsel Sr. ist gestorben. Und mit ihm ein Stück Kommunikationsgeschichte. (Bild: YouTube/Tom Grier)

John Kinsel Sr. ist tot. Diese Nachricht hat mich diese Woche besonders bewegt. Obwohl ich bis gestern nie von ihm gehört hatte. Aber seine Geschichte ist faszinierend. Weil sie ein Beispiel für die Kraft von Sprache ist – und für ihre Vergänglichkeit. 

John Kinsel Sr. war Angehöriger des indigenen Stammes der Navajo und wurde 107 Jahre alt. Vor allem aber war er einer der drei letzten noch lebenden Navajo-Code-Talker, einer Gruppe von ehemals etwa 400 Navajos, die während des Zweiten Weltkriegs im Dienste der US-Streitkräfte Nachrichten in ihrer damals noch nicht niedergeschriebenen Stammessprache übermittelten. 

Die Code-Talker nahmen an allen Angriffen der US-Marines im Pazifik von 1942 bis 1945 teil und verschickten Tausende Nachrichten über Truppenbewegungen und feindliche Stellungen. Sie gelten als mitentscheidend für den Sieg der Alliierten im Pazifik. Denn ihr Code wurde nie geknackt. 

Ihre Stammessprache, die sie um spezielle Militärbegriffe zu sogenannten Navajo-Code erweiterten, ist für Nicht-Muttersprachler:innen so komplex, dass sie sich allen logisch-mathematischen Entschlüsselungsmethoden entzog. Zudem war diese Form der Codierung anderer verschlüsselter Kommunikation deutlich überlegen, da sie viel schneller und unkomplizierter funktionierte.

Heutige Generationen lernen in der Schule noch Fremdsprachen. Brauchen wir das in Zukunft noch?

Sprache, die sich nicht übersetzen lässt – das wirkt heute unvorstellbar. In Zeiten, in denen wir selbst einfache englische Texte aus Bequemlichkeit schnell durch DeepL jagen, anstatt unsere Gehirne mit kurzer Übersetzungsarbeit zu behelligen. In denen wir mit Hilfe von KI-Tools wie ElevenLabs Videos mit ein paar Mausklicks von Deutsch in Mandarin übersetzen können. In denen sogar jede einzelne, vermeintlich individuelle Stimme täuschend echt von Software imitiert werden kann.

Heutige Generationen lernen in der Schule noch Fremdsprachen. Brauchen wir das in Zukunft noch? 

Wahrscheinlich nicht. 

Aber wir sollten uns fragen, was wir verlieren, wenn wir es nicht mehr tun. 

Wenn wir Hochzeits- und Grabreden nur noch von ChatGPT schreiben lassen. Wenn wir Bücher nicht mehr lesen, sondern – wenn überhaupt – die KI-Zusammenfassungen. Wenn wir Nachrichten nur noch mit vorgefertigten Sprach-Bausteinen oder besser noch nur mit Emojis beantworten. Wenn wir also Sprache im Speziellen und menschliche Kommunikation im Allgemeinen immer weiter an Maschinen outsourcen.

Sprache ist mehr als nur ein Werkzeug zur Verständigung. Sie ist Kultur, Identität und Geschichte. Wenn wir aufhören, sie zu lernen, verlieren wir den Zugang zu den Menschen, die sie sprechen. Und damit den Zugang zueinander.

Die Geschichte von John Kinsel Sr. erinnert daran, wie mächtig Sprache sein kann – aber auch, wie vergänglich sie ist, wenn wir sie nicht pflegen. Sprache wird nicht von Maschinen bewahrt, sondern von uns.

Simon will künftig wieder häufiger Texte selbst übersetzen und formulieren, anstatt alles die KI machen zu lassen.

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Wann hat die gute alte Stechuhr endgültig ausgedient? (Bild: Susanne Plank, Pexels)

Während 45 deutsche Unternehmen die 4-Tage-Woche gerade mit spannenden Ergebnissen getestet haben, vergeben Kritiker:innen dafür aktuell kein Herz. Was mir (der selbst in einem 4-Tage-Modell arbeitet) an der Debatte aber gefällt: Sie macht deutlich, dass wir uns von starren Arbeitszeitmodellen verabschieden. Auch eine 4-Tage-Woche funktioniert nicht immer, überall und ohne Abstriche. Aber welches Modell tut das schon? Zeit für eine noch wichtigere Frage: Wie schaffen wir echte Zeitsouveränität, zum Beispiel für all die unbezahlte Arbeit, ohne die unsere Gesellschaft nicht funktionieren würde?

Mark empfiehlt dazu das Buch Alle_Zeit von Teresa Bücker.

Lacked.

Ein Pop-up-Radweg gefährdet den Brandschutz. (Credit: Murillo de Paula, Unsplash)

Es gibt Geschichten, die an Kuriosität kaum zu überbieten sind. Diese ist so eine. Wir schreiben das Jahr 2020. Inmitten von Corona wird ein Pop-up-Radweg in der Kantstraße in Berlin installiert – quasi am Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf Berlin vorbei. Recht schnell wird klar, dass die Feuerwehr dadurch nicht mehr mit der Leiter in die Wohnungen des dritten Stocks gelangt. Seit vier Jahren diskutieren Land und Bezirk schon, wie eine Lösung aussehen kann, die mit dem Brandschutz kompatibel ist. Derweilen steht nun eine Nutzungsuntersagung im Raum, wodurch Bewohner:innen des dritten Stocks fürchten, die Wohnungen verlassen zu müssen. Von Rechtswegen. Unglaublich! 

Max fehlt manchmal Pragmatismus in der Politik – und Geschwindigkeit.

Learned. 💡

Was müssen wir tun, um bei der KI-Suche gefunden zu werden? (Bild: DALL·E)

Analyst:innen sagen aktuell voraus, dass die Google Search-Anzeigenerlöse 2025 deutlich fallen werden. Warum? Einerseits gewinnt die Social-Media-Suche an Bedeutung, andererseits betreten neue Player wie die KI-Suchmaschinen Perplexity.ai, You.com oder SearchGPT das Spielfeld. Was bedeutet das für uns in der Kommunikation? Strategische Kommunikation wird entscheidender denn je. Keywords? Ausgedient. Die KI will semantische Zusammenhänge. Klopf, klopf... Kernbotschaften, euer Auftritt. Außerdem bevorzugt KI relevante, tiefgründige, gut referenzierte Inhalte aus vertrauenswürdigen Quellen. Und wo findet man die? Richtig – in der Presse. Case closed.

Verena ist überzeugt, dass strategische Kommunikation im KI-Search-Zeitalter noch wichtiger wird.

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