- Liked. Lacked. Learned.
- Posts
- Liked. Lacked. Learned.
Liked. Lacked. Learned.
Über Mut zur Entschleunigung, stillen Nachhall, Stimmen hinter dem Lärm und einen überraschenden Evergreen.
👋 Herzlich willkommen zum Newsletter der Kommunikationsagentur hypr. Hier zeigen wir dir, was uns im Laufe der Woche gefallen, was uns gefehlt hat und was wir gelernt haben. Liked, Lacked, Learned eben.

Auch langsam kommt man ans Ziel (Foto: Nick Abrams)
Ich war vor Kurzem im Urlaub. Zwei Wochen, in denen ich Nachrichten weniger intensiv verfolgt habe und in denen ich nicht in Echtzeit erlebt habe, was bei hypr passiert.
Manche Themen, die kurzzeitig aufgeflackert sind, hatten sich bereits beruhigt, als ich zurückkam. Manche Brände waren gelöscht – ganz ohne mein Zutun.
Diese Erfahrung hat mich nachdenklich gemacht: Lösche ich durch schnelles Eingreifen wirklich Brände – oder gieße ich manchmal unabsichtlich Öl ins Feuer?
Studien zeigen, dass ständige Erreichbarkeit und unmittelbare Reaktion nicht nur Stress verursachen, sondern Konflikte auch verschärfen können. Forscher wie Jett und George belegen, dass Echtzeitkommunikation die Wahrnehmung von Kontrolle reduziert und emotionale Erschöpfung begünstigt. Auch das Phänomen der "Zoom Fatigue" geht darauf zurück: Permanente Verfügbarkeit überfordert unsere Aufnahme- und Entscheidungsfähigkeit.
Vielleicht ist es an der Zeit, einen Gegenentwurf zu wagen: Nicht jede E-Mail muss sofort beantwortet werden. Nicht jede Unstimmigkeit braucht sofort eine Eskalationsstufe. Nicht jedes Problem verlangt unmittelbare Reaktion.
Verweigerung der Echtzeit ist kein Zeichen von Ignoranz oder Schwäche.
Manchmal heilt Zeit. Manchmal sortieren sich Dinge, wenn man sie atmen lässt. Manchmal zeigt sich, dass es gar kein echtes Problem war, sondern ein Moment der Aufgeregtheit, der sich von selbst erledigt.
Mein persönliches Learning: Verweigerung der Echtzeit ist kein Zeichen von Ignoranz oder Schwäche. Es ist eine bewusste Entscheidung für Klarheit, für Nachhaltigkeit – und für Gelassenheit im Sturm.
Und noch etwas: Gerade Führungskräfte sollten nicht nur für sich selbst den Kopf aus der Echtzeit-Schlinge ziehen. Sie sollten aktiv Räume schaffen, in denen ihre Mitarbeiter:innen Zeit und Abstand gewinnen können. Denn wer nie aus der Echtzeit-Hektik aussteigen darf, wird irgendwann zum Getriebenen – und verliert genau das, was in komplexen Situationen am dringendsten gebraucht wird: Urteilsvermögen, Souveränität und Vertrauen.
Vielleicht sollten wir alle häufiger bewusst entscheiden: Jetzt nicht.
Podcast-Folge #2, Staffel 2 mit Ina Remmers 🎧️
Ein Leben für die Gemeinschaft. Ina Remmers, Mitgründerin von nebenan.de und der Rulemapping Group, erzählt in der aktuellen Lifeline-Episode von ihrem Weg vom Wendekind zur Sozialunternehmerin. Sie spricht über das Gefühl, sich fremd zu fühlen – in Sachsen, Schwaben und Berlin – und wie daraus der Wunsch gewachsen ist, Gemeinschaft und Nähe zu stiften. Ein Gespräch über Zugehörigkeit, Verantwortung und die Vision, Bürokratie als etwas Positives neu zu denken.
… und nicht verpassen: Am Dienstag erscheint eine neue Folge!
Liked. 🫶

Medizinstudierende sind auf Körperspender:innen angewiesen (Foto: Lucas Vasques auf Unsplash)
Die ZEIT-Reportage “Mein Herz in eurer Hand” hat mich tief berührt. Sie erzählt vom Anatomiekurs an der Uni Kiel: Medizinstudierende lernen dort, wie der menschliche Körper aufgebaut ist – an echten Körperspender:innen. Sechs Wochen lang arbeiten sie mit Skalpell, Pinzette und viel Respekt. Und irgendwann halten sie das Herz eines Menschen in der Hand, das jahrzehntelang geschlagen hatte. Am Ende steht eine würdige Gedenkfeier mit Musik, Kerzen, Reden und den Namen der Verstorbenen. Ich musste sofort an den Tag denken, als meine Frau von genau so einer Feier nach Hause kam, da auch sie vor vielen Jahren Medizin studiert hat. Damals wusste ich nicht viel darüber. Jetzt verstehe ich besser, warum dieser Kurs sie so geprägt hat – und wie groß das Geschenk ist, das Menschen mit einer Körperspende machen.
Lacked. ➖

Ableismus beschreibt die strukturelle Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen – geprägt von gesellschaftlichen Machtverhältnissen, ähnlich wie bei Rassismus oder Sexismus. (Quelle: Pexels/Patrick De Boeck)
Zwischen all den Schlagzeilen über die Beisetzung des Papstes, die neuen Minister:innen der CDU/CSU und die Wahl in Kanada ist mir diese Woche ein LinkedIn-Post besonders in Erinnerung geblieben: Am 28. April jährte sich zum vierten Mal der Tag, an dem vier Bewohner:innen einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung von einer Pflegerin getötet wurden. Raul Krauthausen machte auf das Projekt #AbleismusTötet aufmerksam, das Gewalt gegen Menschen mit Behinderungen systematisch dokumentiert. Denn: Solche Gewaltfälle sind keine „tragischen Einzelfälle“, sondern die Folge von Ableismus.
Ein wichtiger Reminder, inmitten der täglichen Nachrichtenflut gezielt nach den Geschichten zu suchen, die über die Schlagzeile hinausgehen, Hintergründe beleuchten und strukturelle Probleme sichtbar machen – auch wenn sie weniger Aufmerksamkeit bekommen.
Learned. 💡

Radio is not dead: 29 Prozent der Gesamtzeit des Musikhörens in Deutschland läuft noch immer über das Radio – das liegt vor allem an den älteren Bevölkerungsgruppen. (Bild: BVMI Adhoc Studie, YouGov, 2024)
Der Bundesverband Musikindustrie hat diese Woche seine aktuelle Version des Reports “Musikindustrie in Zahlen” herausgebracht. Das ist deswegen interessant, weil er zeigt: 2024 war das Medium Radio noch immer relevant. 29 Prozent der Gesamtzeit des Musikhörens der Deutschen entfällt auf das Radio. Mich überrascht, dass der Wert im Vergleich zu 2023 um rund 3 Prozentpunkte gestiegen ist. Weniger überraschend ist dagegen, dass Audio- und Video-Streaming mit über 50 Prozent der Musikhör-Zeit der klare Anführer bleibt. Dennoch: Das Radio ist (noch) nicht aus der deutschen Medienlandschaft wegzudenken.
PS: Newsletter verpasst? Hier findest du alle Ausgaben.